Frühlingsanfang. Am 21.03.2025 starteten wir mit einer neuen Veranstaltungsreihe KammerPerformance.
Wer wäre besser geeignet, eine solche Reihe zu eröffnen, als der Musiker Christoph Kammer? Niemand! Christoph ist Virtuose auf verschiedenen Instrumenten, beherrscht die elektronische Verfremdung von Tönen, verfügt über skurrilen Humor und einen großen Wissensschatz, geht keinem Kalauer aus dem Weg. Kurz: kammer macht kammerperformance in mauermanns performancekammer.
Wir hatten angekündigt:
• Performances sind situationsbezogene, handlungsbetonte und vergängliche künstlerische Aktionen.
• Kammermusik war zunächst für die fürstliche Kammer bestimmt, heute beschreibt der Begriff klein besetzte musikalische Darbietungen.
• In der Reihe KammerPerformance werden Künstlerinnen und Künstler für die Räume und Kammern, für Hof und Garten in der Byfanger Straße Performances entwickeln und sie vor kleinen Publikumsgruppen zeigen. Kunst intensiv und exklusiv.
Kammer zelebrierte das, was man LecturePerformance, Performance mit Publikumspartizipation nennen kann. Er zeigte seinen persönlichen Zugang zu einer Kunstform auf, von der er behauptete, nicht zu wissen, was das sei. Er ließ das Publikum an einem Findungsprozeß teilnehmen. Und dieser Prozeß war ganz große Unterhaltung in kleinem Kreis.
Am Anfang stand eine sehr frühe Dokumentation einer sehr frühen Performance, die von Künstlern mit Bogen und Pfeil vor einem Publikum aufgeführt wurde, welches zur Interaktion Tierkostüme angelegt hatte. Kammer griff selbst zum Bogen und brachte am gestrichenen Bass Töne hervor, wie sie möglicherweise bei der prähistorischen Performance zu hören gewesen waren.
Seine persönliche Erfahrung als Performer setzte als Messdiener ein. Weitere Erfahrungen als junger Musiker kamen hinzu, als er am Nationaltheater Wiesbaden ein Leihinstrument zur Verfügung gestellt bekam, daß mit einem Aufdruck 'ReichsMusikKammer' gekennzeichnet war, was er als besondere Ehrung seiner Person empfand. Als er hörte, daß an einem seiner Auftrittsorte auch Performances gezeigt wurden, war seine Neugierde geweckt. Auf Nachfrage gab ein befreundeter Kunststudent ihm eine Definition für diese Kunstgattung: Performance ist, wenn mindestens jemand mit einem Bügeleisen oder so auf der Bühne steht. Christoph baute in seinem Prgramm darauf auf und brachte späterhin ein Dampfbügeleisen zum Einsatz: Performance!
All diese Informationen belegte er mit Klangbeispielen, indem er verschiedenste Klänge, Töne, Luftschwingungen durch seinen Looper jagte. Mundharmonika, Schlagwerk, Bass kamen zum Einsatz. Aber auch Töne, wie mit dem Mund erzeugte Furzgeräusche, um eine Mode des ausgehenden 19. Jahrhunderts vorzustellen: die auf Varietebühnen performanden Kunst-Furzer.
Da für einige Perfomances die Publikumsbeteiligung essentiell ist, lud Kammer die Besucher ein, aus Zeitungspapier Wurfgeschosse zu fertigen und mit diesen auf ein Mikrophon zu zielen. Die entstehenden Klänge verfremdete er elektronisch, steuerte mit ihnen Lichteffekte und das Dampfbügeleisen, welches den Raum mit Rauch füllte. Dazu erläuterte er, daß jede Hausfrau beim Bügeln zur Performerin werde, und griff damit die Formel von Joseph Beuys auf, der sagte: 'Jeder Mensch ein Künstler' und dies damit belegte, daß beim Kartoffelschälen Skulpturen geschaffen würden.
Kammer nahm die entstehenden Klänge auf und improvisierte zu diesen auf dem Bass. Damit war das Ende der Erforschung des Performance-Begriffs in der Menschheitsgeschichte und der persönlichen Biographie des Künstlers erreicht, die er unter ein Motto gestellt hatte:
per4mann*tz im wandel der zeiten oder wie man hühneraugen aus dem auge des hurrikans entfernt.
Die Reihe KammerPerformances wird freundlich unterstützt durch die